Abraham Kuypers Konzept der Souveränität sozialer Sphären hat verschiedene Interpretationen erfahren. Herman Dooyeweerds Interpretation der Sphärensouveränität entwickelt Kuypers Konzept dahingehend weiter, dass es in einer betont christlich-religiösen Orientierung verwurzelt und von dieser motiviert ist, und führt zu einer Sicht der Gesellschaft, die weder individualistisch noch kollektivistisch ist. In diesem Aufsatz wird Dooyeweerds philosophisch ausgearbeitete Darstellung im Hinblick auf seine Vorstellungen von einer grundlegenden schöpferischen Vielfalt, von Modalitäts- und Individualitätsstrukturen, von gesellschaftlichen Gemeinschaften, von Souveränität gegenüber Autonomie/Dezentralisierung und Subsidiarität, von unterschiedlichen inneren Strukturprinzipien, von der intrinsischen Limitierung öffentlicher Macht und von Nicht-Individualismus untersucht. Eine konsequente Anwendung des Dooyeweerd’schen Konzepts der Sphärensouveränität auf die Frage nach dem Status der Bildung als souveräner Sphäre und der Angemessenheit ihrer steuerlichen Förderung führt zu dem Ergebnis, dass der Staat nach Dooyeweerds Auffassung nicht die Kompetenz besitzt, das Schulwesen in irgendeiner Form steuerlich zu fördern.