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Sozialstaat – christliche Nächstenliebe oder Götzendienst?

Auch wenn Regierungsverlautbarungen stets zu misstrauen, deren Zahlen wahrscheinlich geschönt sind, sprengte das deutsche Sozialbudget bereits 2019 jede vernünftige Kategorie. Auch die verschleiernde Tortengrafik ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten, da die Arbeitgeberbeiträge natürlich Bestandteil der Versichertenlöhne sind.

Vorbemerkungen
Der Sozialstaat, von vielen Christen gelobt, pervertiert Nächstenliebe in Sozialismus, freiwilliges und fröhliches Geben in gewaltsam erzwungenes und erduldetes unter die Räuber fallen. Hartes Urteil? Ganz im Gegenteil: sozial ist bzw. wird eine Gesellschaft nicht durch den Staat, nicht durch Gesetze, Vorschriften, schon gar nicht durch geraubtes Umverteilungsgut etc., sondern durch dessen Bürger. Letztlich zahlen ohnehin diese, nicht der Staat. Dieser verschwendet und veruntreut vielmehr durch Misswirtschaft, Korruption und Diebstahl das Geld der Bürger.

Menschen sind grundsätzlich religiös. Religiös in dem Sinne, dass sie Ihre Hoffnungen, Forderungen etc. entweder jenseitig oder diesseitig adressieren. Der allzuständige, heilende und erlösende Staat, der die Bevölkerung vor finanziellen Schwierigkeiten, Klimawandel, Ungerechtigkeit bewahrt, davor dumm, arm oder faul geboren worden zu sein, verheißt das irdische Paradies in Form eines sozial gerecht verteilten Wohlstandes für alle, wenn sich nur alle an seine Vorgaben halten.

Kausaler Zusammenhang zwischen staatlicher Wohlfahrt & gesellschaftlicher Säkularisation
Studien [1] belegen u.a., dass der Bedarf an religiösem Beistand in den Gesellschaften sinkt, in denen ein Wohlfahrtsstaat existiert. Das von Psychologen in der Studie ausgewertete Zahlenmaterial belegt einen Zusammenhang zwischen besseren Leistungen des Staates und weniger stark ausgeprägten religiösen Überzeugungen.

Der Staat hat mit der Kirche eine traditionelle gemeinschaftliche Institutionen der Selbsthilfe unterhöhlt, die über Jahrhunderte, möglichweise Jahrtausende, eines der wichtigsten nachbarschaftlichen Sicherheitsnetze unterhalten hat. Eine ehemals warme, persönliche Institution, wurde ersetzt durch kalte, berechnende Wohlfahrtsprogramme. Aus Nachbarn wurden anonyme Akten, und persönliche Hilfe und Wohltätigkeit zu erzwungenen Umverteilung von Wohlstand. Mit der Säkularisierung christlicher geprägter Mildtätigkeit, wurde ein Prozess allmählichen Bedeutungsverlustes christlicher Ethik in allen Lebensbereichen bis hin zum endgültigen Abfall von jeglicher christlicher Ordnung und offener Feindschaft gegenüber Gott, Kirche und biblischer Ethik in Gang gesetzt.

Die Vision dieses diesseitigen, irdischen Paradieses wird von dem Staat als Legitimation für alle möglichen Gewaltandrohungen und -taten missbraucht. Der moderne Wohlfahrts- respektive Sozialstaat war und ist letztlich ein totalitäres, sozialistisches Projekt der Umverteilung. Er zerstört und raubt Eigentum, Innovation und Initiative sowohl auf persönlicher, wie nationaler Ebene und steht damit eigentlich im Widerspruch zum Grundgesetz [2].

Profiteure sind dabei leider nicht die Armen, sondern eine Mittelschicht, zumeist städtisch und staatsnah beschäftigt, welche die Mehrheit der Wähler stellen. Arbeiter finanzieren mit ihren Steuern das kostenlose Studium der Mittelstandskinder. Das ist Umverteilung von unten nach oben. Der Sozialstaat ist in Wahrheit unsozial. Er entfremdet die Menschen voneinander und untergräbt echte Solidarität.

Sozialstaat aus Nächstenliebe?
Sicher, Freiwilligkeit funktioniert nicht immer. Die Frage an sich lautet jedoch: wie rechtfertigt man staatlichen Zwang aus christlicher Sicht? Paulus lehnt Zwang selbst im Zusammenhang mit Sammlungen für notleidende Gemeinden ab, wirbt vielmehr und freut sich über freiwillige Gaben. Der Staat heute fordert jedoch bzw. raubt es den Menschen mit Zwang. Auf welcher Grundlage?

Paulus bezeichnete die Sammlung bzw. Geben für die Gemeinde in Jerusalem [3] nicht als Pflicht, sondern als freiwilliges Liebeswerk (2Kor8,7; siehe auch 2Kor9). Teilen bzw. Geben und Wohltätigkeit sind für ihn niemals Zwang, kein Gesetz, viel mehr individuelle Möglichkeit barmherzig auf Grundlage eigener Entscheidung und der Gnade Gottes zu sein.

Haushalterschaft oder Zwangsumverteilung von Eigentum
Bei der Unterstützung Bedürftiger (primär der Gemeindeangehörigen!) durch die Gläubigen bzw. Gemeinden, handelte es sich also nie um eine Erhebung fester Steuern oder Abgaben, sondern stets um das Sammeln freiwilliger Spenden für einen begrenzten und selbstbestimmten Personenkreis. Auch in der Jerusalemer Gemeinde und dem Vorfall mit Ananias und Saphira (welche keinesfalls verpflichtet waren ihr Eigentum zu verkaufen und das Geld zu verschenken), wird das Prinzip der Freiwilligkeit und der souveränen Haushalterschaft des persönlichen Eigentums (siehe auch das Gleichnis der anvertrauten Pfunde; Mat25:14–30) deutlich.

Wären es festgesetzte, regelmäßige Steuern oder Abgaben, würde dies dem Prinzip, dass Gott der Geber aller guten Gaben ist, aller Segen, d.h. Zuwendung von Heil und Lebensfülle von Gott ausgeht und Menschen diesen Segen höchstens freiwillig aneinander weitergeben, widersprechen. Paulus & Christus lehren vielmehr individuelle Eigenverantwortung und das Prinzip persönlicher Nächstenliebe.

Insbesondere wenn anonyme Umverteiler fremden Eigentumsdazwischen geschaltet werden, Barmherzigkeit, Mildtätigkeit und Nächstenliebe zur Pflicht, aus Individualität und Freiheit, Kollektivismus und Zwang wird, wird dem Menschen die Möglichkeit genommen, muss man es sogar Götzendienst nennen. Der Sozialstaat tritt an die Stelle Gottes, der die Menschen versorgt und an den man sich bei Not wendet.

Nimmt man Gottes Wort ernst, kann sich ein fröhlicher Geber nicht auf seine gute Gesinnung berufen, sondern erwächst seine freiwillige Gabe aus der Wirksamkeit der Gnade Gottes. Die Gemeinden sind letztlich nur Werkzeuge der göttlichen Fürsorge, die weitergeben, was auch sie aus der Gnade Gottes empfangen haben.

Der Sozialstaat – mehrfach, mindestens in dreifacher Hinsicht antichristlich

  1. Er verhindert, zerstört geradezu freiwillige und individuelle Barmherzigkeit, Mildtätigkeit und Nächstenliebe
  2. Er nimmt der Kirche bzw. den Ortsgemeinden die Möglichkeit der Liebesgemeinschaft im Geben und Nehmen als integrale Aufgabe und Bestandteil evangeliumgemäßen Lebens
  3. Er tritt damit selbst an die Stelle Gottes als Versorger und Helfer in der Not und raubt Gott Lob und Anbetung

Fazit
Eine berechtigte Forderung nach gesellschaftlicher Solidarität oder gar “christlichen Pflicht” existiert nicht. Aus biblischer Sicht handelt es sich bei Barmherzigkeit oder Mildtätigkeit vielmehr um geistliche, von Gott gewirkte Frucht.

Durch die Profanisierung christlich begründeter Ethik in Gesellschaft und Verfassungsrecht (Neutralität) wurde die Loslösung von ihrem eigentlichen Ursprung (Gott/Naturrecht) eingeleitet. Der Staat besitzt aber weder das Recht noch die Kompetenz für “soziale” Gerechtigkeit zu sorgen. Seine einzige Aufgabe als zivile Obrigkeit, besteht in der Bestrafung der Bösen und dem Lob der Guten, also für Recht zu sorgen.

Niemand- auch nicht der Staat- kann den Gläubigen aus seiner individuellen Verantwortung Gott und dem Nächsten gegenüber entlassen. Das biblische Prinzip der Haushalterschaft lehrt diesbezüglich das genaue Gegenteil. Nimmt der Staat jedoch anstatt sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren darüber hinaus dem Einzelnen und der Gemeinde die Mittel und Möglichkeiten , wird er zum Widersacher Gottes.

[1] Der Aufsatz „Religion as an Exchange System: The Interchangeability of God and Government in a Provider Role“ („Religion als Austauschsystem: Die Austauschbarkeit von Gott und Staat in der Fürsorgerfunktion“) wurde im „Personality and Social Psychology Bulletin“ veröffentlicht. siehe hier

[2] Die grundgesetzliche Festlegung auf das Staatsziel der BRD als “demokratischer und sozialer Bundesstaat” (Artikel 20 (1) GG) impliziert keineswegs den “modernen Sozialstaat”.
Das aus Artikel 20 (1) konstruierte “Sozialstaatsprinzip” haben Parteien- maßgeblich zu ihrem eigenen Vorteil- zusammen mit dem politisch instrumentalisierten Verfassungsgericht erst später zu dem entwickelt, was man heute “Sozialstaat” nennt.
Das schier unerträgliche Spannungsverhältnis zu dem Rechtsstaatsprinzip des Grundgesetzes (Artikel 20 (2) GG) liegt darin begründet, dass der Rechtsstaat, welcher der Freiheit des Einzelnen und dessen Rechte verpflichtet ist, durch den Sozialstaat, welcher massiv die Freiheit und Rechte der Bürger beschneidet, nahezu vollständig aushebelt.

[3] Einzelne Nachrichten über die Kollektensammlung sind über verschiedene Schriften verstreut. Ein größerer Textzusammenhang liegt lediglich in 2Kor 8 und 2Kor 9 vor. Dennoch beschäftigt das Projekt Paulus ganz offensichtlich mehr, als diese sparsamen Erwähnungen zunächst vermuten lassen. Gal 2,10 (Vereinbarung); 1Kor 16,1-4 (Anfänge der Sammlung); 2Kor 8 / 2Kor 9 (Kollektenbriefe / Brieffragmente); Röm 15,25-32 (Plan der Ablieferung); Apg 20,4 (Kollektendelegation); Apg 21,15-40 (Ankunft in Jerusalem); Apg 24,17 (“Almosen” für Israel). siehe hier

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