Das aktuelle Urteil des Obersten Gerichtshofes der USA bezüglich Roe v. Wade und die Aufhebung des § 219a (Werbung für Schwangerschaftsabbrüche in der BRD, hat die Diskussion um die Abtreibung auch im libertären Lager neu entfacht.
Wie könnte es auch anders sein, zwischen Pro-Choice und Pro-Life Libertären existiert ein breites Positionsspektrum.
Dabei beansprucht Libertarismus, eine konsistente, prinzipientreue Philosophie auf Basis von Eigentumsrechten und des Nichtaggressionsprinzips zu haben. Abtreibung ist jedoch ein Thema, bei dem libertäre Prinzipien scheinbar nicht konsequent angewendet werden können: Entweder wird die körperliche Autonomie des Babys oder die der Mutter berücksichtigen, beides zusammen scheint unmöglich.
Pro-Choice-Libertäre verweisen beim Thema Abtreibung manchmal auf Kommentare der Objektivistin Ayn Rand oder des Anarcho-Kapitalisten Murry Rothbard als Beweis dafür, dass eine Pro-Life-Position von Natur aus anti-libertär ist.
Ayn Rand – Ungeborene sind keine Menschen und haben keine Rechte (Pro Choice)
Rand argumentierte bspw., dass „ein Embryo keine Rechte hat“, weil es nur ein „potentielles“ Wesen sei, und dass „ein Kind keine Rechte erwerben kann, bis es geboren ist“. Während ein Embryo aus lebenden menschlichen Zellen bestehen kann, „so sind alle Zellen Ihres Körpers“, einschließlich „Ihr geplatzter Blinddarm“. Sicherlich zählt das Herausschneiden eines geplatzten Blinddarms nicht als Totschlag!
Derartige Behauptungen leiden jedoch unter wissenschaftlicher Ignoranz, die für Rands Zeit vielleicht verständlich, für heute nicht akzeptabelsind. Ungeborene sind keine potenziell lebenden Wesen – sie sind vom Moment der Empfängnis an lebende Menschen. Im Gegensatz zu einem geplatzten Blinddarm, der nur aus menschlichen Zellen besteht, ist ein ungeborenes Baby nicht nur kein Teil seiner Mutter, sondern von ihr getrennt – mit einer anderen DNA und u.U. einem anderen Geschlecht.
Die wenigsten Pro-Choicer gehen heute jedoch noch so weit wie Rand, da offenkundig ist, dass kein wesentlicher Unterschied zwischen einem Kind Minuten vor und nach der Geburt existiert („Magic-Birth-Channel“).
Murry Rothbard – Eigentumsrechte wiegen das Lebensrecht Ungeborener auf (Pro Choice)
Eine rechtsphilosophisch weitaus besser fundierte, weit verbreitete Ansicht unter Pro-Choice-Libertären ist die Position Murry Rothbards. Einer Position auf Basis der Eigentumsrechte. Rothbard schrieb in einer frühen Arbeit:
„dass Abtreibung ein menschliches Leben zerstört und daher Mord ist und daher nicht geduldet werden kann. Mehr noch, wenn Abtreibung wirklich Mord ist, dann kann [der Pro-Lifer] nicht einfach mit den Schultern zucken und sagen, dass „katholische“ Ansichten Nicht-Katholiken nicht aufgezwungen werden sollten. Mord ist kein Ausdruck religiöser Präferenz.“
Allerdings schrieb er ebenso, dass
“kein Wesen das Recht hat, ungebeten als Parasit im oder auf dem Körper einer Person zu leben“, und dass daher die Frau berechtigt ist, das Baby jederzeit von ihrem Körper auszustoßen. Ausgehend vom Eigentum der Frau an ihrem Körper und einem ungewollten Fötus als “Eindringling oder Parasiten“, auch wenn ihnen der Wille zum Handeln fehlt.
Das Argument ist, dass eine Frau das (ältere) Eigentumsrecht besitzt, ein Fötus zwar einen eigenen Rechtsstaus besitzt aber trotzdem aus ihrem Eigentum, ihrem Körper entfernt werden darf, und das eine Frau nicht verpflichtet ist, sich um einen nicht eingeladenen Eindringling zu kümmern.
Walter Block – Ungeborene besitzen Rechte (Zwischen Pro Choice & Pro Life)
Eine ebenso häufig anzutreffende Position unter Libertären ist die des „Evictionism“ (Räumungstheorie) von Walter Block und Roy Whitehead. Einer Position zwischen den Extremen Pro-Choice und Pro-Life, welche die Arbeit Murray Rothbards aufgreift und weiterentwickelt. Die Autoren verbinden damit die Hoffnung, dass Außenstehende die Verpflichtung der Versorgung vertriebener Babys „übernehmen“ und sich die Zahl menschlicher Todesfälle mit fortlaufendem medizinischen Fortschritt verringert. Sie argumentieren, dass das Leben mit der Empfängnis beginnt, stellen jedoch fest, dass der Akt der Abtreibung konzeptionell in folgende Akte unterteilt werden muss:
- der Räumung des Fötus aus dem Mutterleib, und
- dem Töten des Babys
Aufbauend auf der libertären Haltung gegen Hausfriedensbruch und Mord unterstützt diese Position ein Recht auf die erste Tat (Räumung), aber nicht auf die zweite Tat (Mord).
- Das Leben beginnt mit der Empfängnis, und der Fötus ist ein rechtstragendes Individuum. (Pro-Life-Annahme)
- Dass der Körper einer Frau ihr eigener ist und sie nicht zulassen muss, dass er gegen ihren Willen für eine Schwangerschaft benutzt wird. (Pro-Choice-Annahme)
Walter Block argumentiert, dass eine Frau immer das Recht auf Räumung besitzt, wenn dies auf die sanfteste Weise möglich ist, unabhängig vom Tod des Fötus, und die Frau öffentlich ihren Verzicht auf das Sorgerecht für den Fötus erklärt hat.
Kerry Baldwin & Walter Block auf dem Soho Forum – Debattenplädoyer
Kerry Baldwin diskutierte am 08.12.2019 mit Walter Block auf dem Soho Forum das Thema.”What’s The Correct Libertarian Position on Abortion?”
Der nachfolgende Text stellt eine inhaltliche und übersetzte Wiedergabe ihres Debattenteils und Position dar, warum „Evictionism“ (Räumung) aus libertärer Sichtweise keine zulässige libertäre Rechtsposition darstellt bzw. W. Blocks und auch Rothbards Position in dieser Frage, Rothbards grundlegendere Position fehlinterpretiert. Ihr Anspruch besteht darin, das libertäre Paradigma „Baby vs Mutter“ zu korrigieren, indem das Selbsteigentum sowohl der Frauen als auch der Nachkommen verabsolutiert wird.
Das Konzept des Evictionism bzw. der Räumung argumentiert:
- dass eine befruchtete Eizelle, ein Embryo bzw. ungeborenes Kind ein (unbefugter, unerwünschter) Eindringling ist
- Befruchtung eine aggressive Verletzung der Eigentumsrechte einer Frau
- eine Grenzüberschreitung ohne Erlaubnis des Eigentümers (Hausfriedensbruch)
- bei gleichzeitiger Nutzung des fremden Eigentums für das eigene Überleben darstellt.
Keine Grenzübertretung! Föten überschreiten nie eine Grenze
Geschlechtsverkehr versetzt niemanden in das Eigentum einer Frau. Spermien sind nur Gamatenzellen, keine Personen. Der Fötus bzw. Mensch entwickelt sich erst im Eigentum der Frau, durch den Prozess der Empfängnis und es existiert keine Grenze, die der Fötus jemals überschritten hätte oder könnte. Studien der Human-Embryologie haben darüber hinaus ergeben, dass nicht die Frau die Entwicklung des Fötus steuert, sondern die Entwicklung des Fötus autonom und selbstorganisiert verläuft.
Mit anderen Worten: Das Produkt menschlicher Empfängnis ist ein Mensch, der eine direkte und unmittelbare Kontrolle über seinen eigenen Körper ausübt. Er ist Selbsteigentümer und hat seinen Ursprung im Inneren der Frau.
Kein Fötaler Hausfriedensbruch! Es bedarf keiner Einladung, um in einer Frau zu entstehen
Wenn eine Frau ihre Meinung über eine Schwangerschaft ändert, ist das so, als würde man einem Gast mitten beim Abendessen mitteilen, dass es Zeit ist zu gehen, und ihm die Erlaubnis entzieht seinen Aufenthalt fortzusetzen, da es sich sonst um Hausfriedensbruch handelt. Keine Frau erteilt die Erlaubnis, dass eine Empfängnis stattfindet.
Empfängnis ist oftmals ein ungewollter, unfreiwilliger Prozess. Die Annahme, dass eine Frau einen Fötus einlädt oder auslädt, projiziert eine Macht bzw. Wahlmöglichkeit auf die Frau, die sie von Natur aus nicht besitzt, d.h. dass sie freiwillig auf die Empfängnis verzichten kann.
Wenn alle Föten Eindringlinge sind, wären alle als Kriminelle auf die Welt gekommen, denn keine Frau erteilt die Erlaubnis zur Empfängnis, und wenn das Verbot der Räumung vor der Geburt ein erzwungener Altruismus ist, dann ist die Nichträumung notwendigerweise altruistisch.
Wenn also alle Föten Eindringlinge sind und alle Frauen, die sich gegen eine Räumung entscheiden, altruistisch handeln, dann sind die Menschenrechte kontingent, nicht absolut, beruhen also auf dem freiwilligen Altruismus eines anderen, nicht auf Selbsteigentum. Die Analogie der Einladung ist irrig, wir können den Fötus nicht als Eindringling bezeichnen.
Das ökonomische Konzept der Produktion ist die bessere Analogie!
Die bessere Analogie ist das ökonomische Konzept der Produktion, nämlich dass eine Frau die Mittel besitzt, um neue Selbsteigentümer zu erzeugen.
Aber ist die Frau verpflichtet, einem fötalen Selbsteigentümer Lebensunterhalt zu gewähren? Um dies zu beantworten, müssen wir fragen, ob der Fötus ein absolutes Recht auf Lebensunterhalt hat, in diesem Fall auf Nahrung und Obdach – hier kommt immer die Vergewaltigung ins Spiel.
Der Fötus hat keine Wahl. Wenn er gezeugt wird, wird er aufgrund von Entscheidungen und Handlungen seiner Eltern gezeugt, selbst wenn seine Zeugung ungewollt war. Was Dr. Block und andere als einen Akt fötalen Hausfriedensbruchs interpretieren, ist in Wirklichkeit eine natürlich entstandene positive Verpflichtung der Eltern gegenüber dem Fötus, da deren Handeln den Prozess in Gang gesetzt hat, der zum Selbsteigentum des Fötus führte.
Wenn Dr. Block argumentiert, dass der Libertarismus positive Rechte ablehnt, welche die Konformität mit der Tradition erzwingen oder willkürliche Launen kodifizieren, hat er recht. Diese Anwendungen des Rechts sind in der Tat ein Gräuel für den Libertarismus.
Rothbard sagte jedoch, dass wir Rechtsprinzipien festlegen, indem wir das Naturrecht entdecken.
Das Verständnis der natürlichen Frau ist hier von entscheidender Bedeutung. Rothbards Position zum positiven Recht lässt sich tatsächlich auf die natürliche Mutter-Fötus-Beziehung beziehen. Mit anderen Worten: Der Grund, warum wir nicht willkürlich positive Verpflichtungen schaffen können, liegt darin, dass uns das Eigentumsinteresse dazu fehlt – der Staat ist buchstäblich nicht unsere Mutter. Positive Verpflichtungen in Eltern-Kind-Beziehungen sind jedoch mit dem Libertarismus vereinbar, weil sie sich aus dem Naturrecht ableiten.
Matriarchat oder Libertarismus?
Und was ist mit den Eigentumsrechten der Frau? Das ist ein Bereich, in dem die Pro-Choice Anhänger konsequent versagen. Eine Sache, die uns als Menschen auszeichnet, ist unsere Fähigkeit, gegen Instinkt und Impuls zu entscheiden und in diesem Fall sexuelle Beziehungen zu rationalisieren.
Die handelnde Frau berücksichtigt alles, was in ihrem eigenen Körper vor sich geht, sowie andere Aspekte aus ihrer Umgebung, sie kann körperliche Faktoren innerhalb bestimmter Grenzen neutralisieren, um ihren Körper unter Kontrolle zu bringen. Ihr Verzicht auf diese Dinge ist ebenfalls ein zielgerichtetes Handeln, das die Handlungsfähigkeit einer Frau zum Ausdruck bringt. Und ihre Handlungsfähigkeit ist von entscheidender Bedeutung. Die Frau verfügt über ein besonders einzigartiges Merkmal der menschlichen Fortpflanzung, sie besitzt die Mittel zur Erzeugung neuer Selbsteigentümer. Ihre Handlungsfähigkeit beinhaltet hier eine Wahl, die Vertreibung. Astaire irrt sich, wenn er annimmt, dass Frauen das Recht haben, zu wählen, welche Selbsteigentümer vertrieben werden. Aber das impliziert, dass unser Recht auf Selbsteigentum vom Altruismus unserer Mütter abhängt – das ist das Matriarchat, nicht der Libertarismus.
Vielmehr haben Frauen das Recht zu wählen, ob sie ihr Eigentum nutzen, um neue Selbsteigentümer zu produzieren. Aber ihr Recht zu wählen, keine neuen Selbsteigentümer zu produzieren, ist natürlich in dem Fall limitiert, wenn bereits ein neuer Selbsteigentümer in ihr produziert wird.
Ihre Wahl beinhaltet auch den Einsatz von Mitteln zur Verhinderung einer Empfängnis, und es gibt gute Gründe, eine Empfängnis zu verhindern. Einige Methoden der Empfängnisverhütung sind jedoch nicht besonders sicher. Wenn man das Risiko und die ungewollten Folgen einer fehlgeschlagenen Empfängnisverhütung in Kauf nimmt, trägt die Frau die höheren Kosten der Reproduktion. Das bedeutet, dass ein Versagen der Verhütung ein größeres Risiko für sie darstellt. Dies ist jedoch ihre Entscheidung, die notwendigerweise bedeutet, dass sie ihre eigenen Risiken trägt – eine ungewollte Schwangerschaft durch absichtlichen Geschlechtsverkehr ist eine der unbeabsichtigten Folgen, die sie auf sich nimmt. Aber kann sie von dieser natürlichen Verpflichtung entbunden werden?
Natürlich existieren es viele Gründe für eine ungewollte Schwangerschaft. Nicht schwanger werden zu wollen, ist ein legitimes Wunschziel. Aber die rechtliche Verpflichtung zur Lebenserhaltung muss entweder natürlich oder vorzeitig aufgehoben werden.
Eine vorzeitige Befreiung von der Verpflichtung ist eine Übertragung der natürlichen Verpflichtungen auf eine freiwillige Leihmutter. Übertragungen, die notwendigerweise den Tod des Nachkommens zur Folge haben sind ausgeschlossen, so dass eine „Räumung“ vor der Geburt offensichtlich ausgeschlossen ist. Dies ist keine Verweigerung des Eigentumsrechts der Frau an ihrem Körper, sondern steht im Einklang mit einer natürlichen Einschränkung, die entsteht, wenn ein neuer Selbsteigentümer erzeugt wird. Dies entspricht dem Naturzustand, in dem ohne jegliche Technologie die frühestmögliche Befreiung bei der Geburt stattfindet.
Das Vergewaltigungsargument
Was passiert also, wenn die Fortpflanzung durch Zwang und Gewalt erfolgt? Was ist mit Vergewaltigung? Die derzeitigen Definitionen von Vergewaltigung scheinen alle am Ziel vorbeizugehen, da sie das Selbsteigentum der Frau nicht erfassten.
Schließen wir also den Kreis. Um einer Frau in Vergewaltigungssituationen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, müssen wir verstehen, was das fötale Selbsteigentum offenbart. Was auf dem Spiel steht, damit sich der Kreis schließt. Eine Frau besitzt sich selbst, sie besitzt die Mittel, um neue Selbsteigentümer zu produzieren, was eine Vielzahl von Entscheidungen mit sich bringt, die eine Frau innerhalb natürlicher Grenzen selbst bestimmen kann Der Geschlechtsverkehr kann den unfreiwilligen reflexiven Prozess der Empfängnis auslösen, der zur Produktion eines neuen Selbstbesitzers führt und daher eine natürliche Verpflichtung schafft.
- Vergewaltigung entzieht ihr die Kontrolle über ihre Produktionsmittel.
- Vergewaltigung verweigert der Frau die Entschlossenheit und die Macht, ihren Körper zu kontrollieren, ihre Assoziationen, ihre eigenen Risiken zu übernehmen und zwingt ihr alle beabsichtigten und unbeabsichtigten Konsequenzen auf.
- Vergewaltigung entmenschlicht, da die Folge des körperlichen, sexuellen und psychologischen Traumas sie dazu bringt, sich mehr aus Impuls, Instinkt und Reflex zu verhalten.
Das ist es, was Vergewaltigung bewirkt. Vergewaltigung ist nicht nur nicht-einvernehmlicher Sex, Vergewaltigung ist bewaffneter Sex. Hinzu kommt, dass eine Vergewaltigung den unfreiwilligen, reflexartigen Prozess der Empfängnis auslösen kann.
Man hat uns gesagt, dies seien Gründe, warum eine vorzeitige Räumung bzw. Abtreibung im Falle einer Vergewaltigung gerechtfertigt sei, aber in Wirklichkeit handelt es sich dabei um Rechtsverletzungen durch den Vergewaltiger, wobei die Darstellung der Räumung als notwendiges Mittel bei einer Vergewaltigung das Verbrechen der Vergewaltigung abschwächt.
Die Vergewaltigung wird durch die Hintertür verdrängt, während wir damit beschäftigt sind, darüber zu streiten, ob der Fötus ein Eindringling, eine Person oder überhaupt lebendig ist. Vergessen wir für einen Moment den Fötus, so schafft eine Abtreibung oder ein Schwangerschaftsabbruch bei Vergewaltigung eine inhärente Ungerechtigkeit gegenüber Frauen, die sich in unserem derzeitigen Rechtssystem manifestiert.
Wenn Curso Jane vergewaltigt und sie zwingt, einen ungewollten Fötus auszutragen, dann ist dies nicht das Verbrechen des Fötus, es ist nicht einmal die legale Gewalt des Staates, indem er Zwang oder Gewalt anwendet. Cruso verletzt Janes Selbsteigentum, indem er ihr die Handlungsfähigkeit abspricht und sie entmenschlicht. Es ist die Gewaltanwendung des Vergewaltigers, die im Spiel ist, wenn eine Frau einen unerwünschten Fötus aus einer Vergewaltigung austrägt. Es ist der Vergewaltiger, der das Freiheitsinteresse der Frau einschränkt.
Rechtsgrundsatz der Wiedergutmachung, nicht der Räumung
Der Rechtsgrundsatz, den wir hier ableiten können, ist nicht die Räumung, denn der Fötus ist nicht der Täter. Der abgeleitete Rechtsgrundsatz ist die Wiedergutmachung, die der Vergewaltiger der Frau schuldet!
Bei der Wiedergutmachung für den Fötus geht es darum, das Opfer wiederherzustellen, aber das kann man nicht erreichen, indem man einem Opfer, der Frau, die Lizenz erteilt, einem zweiten Opfer, dem Fötus, Gewalt anzutun. Und der Fötus übt keine Gewalt an der Frau aus, er kann nicht einmal handeln.
Eine solche Erlaubnis zu erteilen bedeutet, positives Recht zur Kodifizierung von Willkür zu verwenden, da es nicht in der Macht der natürlichen Frau liegt, das Leben des Fötus jetzt zu beenden! Es ist töricht anzunehmen, dass das Schreiben eines Gesetzes ein Verhalten beenden wird. Die Beendigung der Abtreibungspraxis kann nur erreicht werden, indem man das gefühlte Bedürfnis danach abschwächt. Aber die Existenz ungewollter Schwangerschaften erfordert kein gesetzliches Recht auf Gewalt gegen den Fötus, sondern Lösungen auf dem freien Markt.
Kompromiss oder freier Markt?
Ein freier Markt gibt den Frauen mehr Macht.
Fakt ist, der Fötus kann nicht als Eindringling gelten, er überschreitet keine Grenze, er braucht keine Erlaubnis um zu entstehen, und er hat ein natürliches Recht auf Lebenserhaltung. Der ganze Sinn einer „libertären Theorie der Abtreibung“ besteht darin, diese Frage zu klären. Der Status quo der Frauenrechte ist bereits gefährdet, unsere Rechte wurden schon immer den Rechten der Männer, den Interessen des Staates oder der Kirche oder sogar unseren Nachkommen untergeordnet, indem die Eigentumsrechte verabsolutiert wurden, so wie die Rechte des Fötus die Rechte der Frauen verabsolutieren.
Eine libertäre Rechtsordnung verlangt Gerechtigkeit für die Frau, sie verlangt, dass der Vergewaltiger für sein Verbrechen bezahlt, und sie lehnt die unrechtmäßige Anwendung von Gewalt auch durch Frauen ab. Die Rechte der Frauen sind wichtig, aber wir können sie nicht klar erkennen, solange wir nicht einen Strich ziehen. Frauen haben am meisten von einem freien Markt und einer libertären Rechtsordnung zu profitieren, aber nicht, wenn wir uns mit einem Kompromiss begnügen.
In dieser Debatte geht es also um zwei Nuancen: das negative Recht, nicht angegriffen zu werden, und die Frage der positiven Verpflichtungen. Eine Frau, die einen ungewollten Fötus austrägt, hält nicht nur das negative Recht des Fötus aufrecht, sondern bietet ihm auch passiv Schutz und Nahrung. Passives Handeln ist immer noch Handeln, und wir wollten sicherlich nicht vermeiden, einen Grundsatz aufzustellen, der die positive Verpflichtung rechtmäßig macht, jeder beliebigen Person Nahrung und Unterkunft oder irgendetwas anderes zur Verfügung zu stellen
Nach Ansicht Dr. Blocks, ist die einzige Möglichkeit, dies zu tun, die Ablehnung jeglicher positiver Verpflichtungen. Und der einzige Weg, dies im Falle einer ungewollten Schwangerschaft zu erreichen, besteht darin, den Fötus als „schuldig“ zu deklarieren, indem man ihm irgendeine Art von Verantwortung zuordnet. Um dies zu erreichen, beginnt Dr. Block mit den stärksten Prämissen beider Seiten der Abtreibungsdebatte:
- der körperlichen Autonomie der Frau und
- •dem Status des Fötus als Träger von Rechten
und verwendet dann die Situation der Vergewaltigung, um eine Regel für ungewollte Schwangerschaften und Situationen mit Willensäußerung abzuleiten.
Nun ist es in der philosophischen Argumentation üblich, mit dem schwierigsten Fall zu beginnen, und ich habe keinen Zweifel daran, dass Vergewaltigung der schwierigste Fall einer ungewollten Schwangerschaft ist. Aber warum ist eine Vergewaltigung der schwerste Fall? Weil sie das Äquivalent dazu ist, dass jemand vorübergehend auf Ihr Eigentum tritt und Sie mit einem unbequemen moralischen Problem zurücklässt, oder ist Vergewaltigung der schwerste Fall wegen der Implikationen des absoluten Selbsteigentums?
Wenn unser Recht auf Selbsteigentum absolut ist, kommen wir zu einem Ende, wenn Dr. Block den Anfang macht. Dr. Block geht von bestimmten Prämissen aus, um ein stichhaltiges Argument vorzubringen. Ich wiederhole, warum diese Prämissen überhaupt wahr sind, denn die Räumung widerspricht dem absoluten Recht des Selbsteigentums.
Wenn es heißt, dass wir alle unser Leben als Kriminelle begonnen haben und der einzige Grund, warum wir nicht zu Recht vertrieben wurden, der ist, dass ihre Mutter altruistisch ist. Ungeachtet unserer Verbrechen an ihr sollte eine Frau niemals ein Verbrechen an sich hinnehmen. Aber der Fötus begeht kein Verbrechen. Der Fötus kann kein Eindringling sein, er überschreitet keine Grenze, er braucht keine Erlaubnis, um zu entstehen, er hat ein natürliches Recht auf Lebenserhaltung.
Selbsteigentum – Ein geschlossener natürlicher Kreislauf
Diese Verpflichtung kann rechtlich auf eine Leihmutter übertragen werden, aber nicht auf Kosten des Lebens des Kindes. Das Recht des Fötus auf lebenserhaltende Maßnahmen, Nahrung und Unterkunft gilt nur gegenüber den Eltern, nicht aber gegenüber anderen Personen. Die positive Verpflichtung besteht in einem geschlossenen Kreislauf, was erklärt, warum positive Verpflichtungen von niemandem gesetzlich festgelegt werden können.
Kein Außenstehender kann die Rechte der Kinder rechtlich erfinden und damit die Familie zentral planen, und kein Außenstehender ist rechtlich verpflichtet, Kindern lebenserhaltende Maßnahmen zu gewähren. Wenn wir nicht ehrlich sind in Bezug auf das, was der Frau innewohnt und natürlich ist, nämlich dass sie die Mittel zur Erzeugung neuer Selbsteigentümer besitzt, dann untergraben wir die Rechte der Frauen, und beide Seiten der Abtreibungsdebatte haben dies getan.
Konservative Pro-Lifer machen einen Fehler, indem sie Frauen in den zweitrangigen Status von Brutkästen versetzen, die für ihren Nutzen da sind, weil Männer biologisch dazu nicht in der Lage sind. In Fällen von Vergewaltigung betonen sie das moralische Heldentum, weil sie die Babys behalten haben, was das Verbrechen der Vergewaltigung durch Romantisierung abschwächt.
Die Pro-Choicer haben die Frauen auf einen zweitrangigen Status verwiesen, indem sie die Lüge aufrechterhalten, dass das Mittel gegen eine ungewollte Schwangerschaft Gewalt ist.
Vergewaltigung ist nach wie vor das Gewaltverbrechen, bei dem die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung am geringsten ist, und in den Fällen, in denen es zu einer Verurteilung kommt, werden Vergewaltiger oft nachsichtig behandelt. Die Vergewaltigungskultur ist kein Produkt männlicher Privilegien, sondern ein Produkt staatlicher Privilegien und richterlicher Fehlentscheidungen.
Die Ansicht der Räumung ist selbstzerstörerisch. Sie bestätigt Rothbart nicht, sie verfälscht ihn.
Rothbard hatte Recht mit dem Eigentumsrecht als Menschenrecht, aber er hat es fälschlich auf Abtreibung angewandt. Dr. Block hat Recht mit dem Hausfriedensbruch, aber er wendet ihn falsch auf den Fötus an.
Meine Position löst diese Anomalien auf. Sie berücksichtigt das Recht der Frauen, innerhalb der natürlichen Grenzen zu entscheiden, was sie mit ihrem Körper tun wollen, und macht uns gleichzeitig klar, warum Vergewaltigung ein so schreckliches Unrecht ist.
Eine libertäre Theorie der Abtreibung sollte nicht versuchen, das bestehende, gescheiterte Paradigma zu kompromittieren. Was das bestehende Paradigma falsch macht, ist die Annahme der Unvermeidbarkeit von Vergewaltigung und ein verzerrtes Gerechtigkeitsempfinden.
Der Libertarismus korrigiert das Paradigma, indem er das Selbsteigentum sowohl der Frauen als auch der Nachkommen verabsolutiert.