Einleitung
Im Bereich der christlichen Wissenschaft hat in Nordamerika in den vergangenen ein bis zwei Generationen eine markante Entwicklung stattgefunden, die ihre Wurzeln in Europa hat.
Diese Wissenschaft ist in Europa wohl weitestgehend unbekannt, könnte aber gerade dort von besonderem Interesse sein. Ich spreche von der Entfaltung der niederländisch-reformierten Philosophie.
Das klingt zunächst ziemlich ironisch und die Ironie mag sich noch verschärfen, wenn man fragt, warum diese spezielle intellektuelle Entwicklung nicht als „Richtungen innerhalb der amerikanisch-reformierten Theologie“ bezeichnet werden sollten. Die Antwort auf diese Frage führt uns direkt in unsere Untersuchung: Die Gründe, warum diese Bewegungen „niederländisch in Nordamerika“ und nicht „amerikanisch“ genannt werden sollte, sind vielfältig.
Einerseits sind die führenden Persönlichkeiten dieser drei Bewegungen alle holländischer Abstammung und wuchsen in holländischen Gemeinden in den Vereinigten Staaten oder in Kanada auf, oder sie sind zu ihren Lebzeiten aus den Niederlanden eingewandert. Auf der anderen Seite haben sich die Hauptvertreter dieser drei Richtungen ihre Inspiration von holländischen reformierten Theologen oder Philosophen geholt, vor allem von Abraham Kuyper und Herman Bavinck, die sich wiederum auf die Schriften von Johannes Calvin stützten. Diese Richtungen heißen deshalb „reformiert“, weil ihre führenden Köpfe alle feste Bindungen zu den traditionellen reformierten Kirchen haben oder hatten, die ihrerseits stark konfessionell orientiert sind. Der Grund, warum wir diese Schriften „Philosophie“ und nicht „Theologie“ nennen, liegt darin, dass sie auf viele klassische philosophische Fragen eingehen und dass darüber hinaus viele – wenn auch nicht alle – Verfasser darauf bestehen, dass sie keine Theologen sind.
Die drei Richtungen kann man als „Neue Reformierte Erkenntnistheorie“, „Philosophie der kosmonomischen Idee“ und als „reformierten Transzendentalismus“ bezeichnen.
Die nachstehende Arbeit über die niederländisch-reformierte Philosophie wurde von Thomas K. Johnson erstellt und vom Martin Bucer Seminar veröffentlicht.